Mein letzter Tag in Bangladesch



Hätte ich mich bloß nicht über die Economy Class beschwert - war ja klar, dass das wie ein Bumerang zurück kommt!
An meinem letzten Tag musste ich heute nach Chittagong. 
Um von Dhaka aus dahin zu kommen, muss man fliegen.
Der Tag begann um 5.15 Uhr mit dem Klingeln des Weckers. Erfreulicherweise durfte ich kurz darauf die zwei folgenden Feststellungen machen: Zu dieser Uhrzeit gibt es kein Licht im Hotelzimmer, aber zum Glück im Bad, wo ich Dank leuchtendem Handy auch ohne Licht hingefunden habe! Die zweite Feststellung bemerkte ich leider erst als ich schon 2 Minuten unter der Dusche stand und vergeblich auf warmes Wasser hoffte! Der Tag begann also schon mal ganz hervorragend!
Um 6.30 Uhr sollte ich abgeholt werden um 6.50 saß ich immer noch in der Lobby - der Flieger ging um 7.20 Uhr!
Um 6.52 Uhr betrat ein total entspannter Bangladeschi die Lobby und kam auf mich zu - meine Begleitung für den heutigen Tag war also endlich eingetroffen!  Auf dem Weg zum Auto fragte ich auch gleich ob wir den Flieger überhaupt noch schaffen würden und bekam zur Antwort:"We have plenty of time Mam! Flight time has been changed to 7.30!"
Achso, na dann......haben wir ja noch genau 35 Minuten Zeit!
Wenn man davon absieht das man alleine 20 Minuten zum Flughafen fährt, konnte ich mich ja jetzt ganz entspannt in den Sitz zurücklehnen!
Natürlich kamen, auf dem Weg zum Flughafen, auch noch 2 Züge und wir mussten vor der Schranke warten! Nun guckte mein Begleiter doch etwas nervös auf die Uhr! Dann schaute er mich an und meinte:"Normally I know a short way to the airport. It's across the military area but with you we cannot take because of your skin color!"
Tja, sorry, wärste mal pünktlich losgefahren, bräuchtest Du Dir jetzt auch keine Gedanken über eine Abkürzung machen, die Du mit mir sowieso nicht nehmen kannst!!!
Um exakt 7.17 Uhr erreichten wir, nach einer Kamikazefahrt (natürlich unangeschnallt, es gab keine Anschnallgurte!) den domestic airport.
Ich hüpfte aus dem Auto, schmiss meine Handtasche in das Kontrollgerät und wurde dann angewiesen mich zu setzen, da mein Mitreisender ja erst noch die Tickets holen musste!
Um 7.22 Uhr stand er mit den Tickets vor mir und dann ging es mit dem TAXI zum Flugzeug!
Ja, genau richtig gelesen, mit nem Taxi! Den Bus zum Flieger hatten wir offensichtlich verpasst, oder vielleicht gab es auch gar keinen Bus; allerdings kann ich mir auch nicht vorstellen das die 70 Passagiere alle mit dem Taxi zum Flieger gekarrt worden sind!
Wie auch immer, das Taxi kam vor einer wenig vertrauenserweckenden Propellermaschine zum stehen und ich dachte nur "oh je! Hoffentlich geht das gut!"
Für alle, die schon mal mit mir geflogen sind, ist es ja bekannt, dass ich beim einsteigen 3x auf den Flieger klopfe (jeder hat ja so seine Macken,gell?), hier überlegte ich mir gut, ob ich überhaupt 3mal draufklopfen konnte, ohne dabei ein Loch in die Aussenboardwand geklopft zu haben!
Aber Ritual ist Ritual und ich klopfte trotzdem, wenn auch etwas zaghafter als sonst. Es blieb alles heil! In der kleinen Maschine drin, wurde ich von dem allgemein gegenwärtigem und hier überaus bekannten "Duft" : Au de Motte (Mottenkugeln) eingehüllt, der mir zu dieser Uhrzeit doch  irgendwie ein bisschen auf den Magen schlug. Nach mir stiegen noch 2 weitere Männer ein, die es, in Anbetracht der Uhrzeit, wohl nicht mehr geschafft hatten, Ihr Gepäck einzuchecken und nun versuchten Ihre großen Trolleys durch den kleinen Gang im Flieger zu quetschen bzw diese auch noch in die "Alibertschrank-großen" Gepäckfächer zu wuchten; was nicht mal der Weltbeste Tetrisspieler gekonnt hätte! Ein Tennisball passt schließlich auch nicht durch ein Nadelöhr! Als diese Erkenntnis die beiden auch mal ereilte, forderte der Steward sie dazu auf, die Koffer unter den Sitzen zu verstauen. 2 Männer, 2 Sitzplätze, 3 Koffer!?!?
Es endete damit, dass der Herr am Fenster einen Koffer unter den Sitz und den anderen direkt vor sich (da wo seine Beine hätten sein sollen) abstellte so dass er nun völlig eingekeilt da hockte (er saß übrigens direkt in der Reihe neben mir, deswegen hatte ich das alles so gut im Blick!).
Ich fragte daraufhin meinen Begleiter, wie lange der Flug dauern würde und bekam 40 Minuten zur Antwort - na, bis dahin wären mir die Beine trotzdem abgestorben, aber ich hatte dieses Problem ja Gott sei Dank nicht und streckte nun denn auch genüsslich meine Beine unter den Sitz vor mir und warf dem eingekeiltem Bangladeschi noch ein nettes Grinsen zu!
Fies, ich weiß, aber der Mottenduft wirkt Persönlichkeitsverändernd!
Nun waren alle an Bord! Die tolle Sicherheitsshow fiel aus, wahrscheinlich weil wenn es mit diesem Fluggefährt zu einem Unglück kommen sollte, dann eh nichts mehr helfen würde.
Die Propeller machten einen Mordslärm und dann ging es zackig über die Startbahn und ich betete inständig das hier alles gut gehen möge!
Ging es auch ;-) !
Allerdings war ich froh, nach 40 Minuten wieder festen Boden unter den Füssen zu haben. Vom Flughafen zum Lieferanten, waren es dann mit dem Auto nur noch 20 Minuten.
Nachdem ich ausgiebig in der Fabrik herumgeführt worden war und man mir alle meine Fragen beantwortet hatte, ging es zum Essen.
Auf der Fahrt zum Restaurant wurde mir in sämtlichen Farben beschrieben, wie schön dieses Restaurant sei. Es wäre umgeben von ganz viel Grün und sehr bekannt für sein gutes Essen und man hätte so einen schönen Blick!
Dort angekommen, hatte ich erst den Eindruck ich wäre in einer Dunkelkammer zur Entwicklung von Fotos gelandet, da die Fenster alle mit dicken Brokatvorhängen behangen waren, der schöne Blick hatte sich damit schonmal erledigt! Kaum am Tisch angekommen, eilte sofort ein eifriger Kellner in einem wunderschönen, rot glänzendem, Polyester Anzug herbei.
Solche Art Anzüge hatten meine Augen zuletzt Mitte der 80er Jahre erblickt zu Zeiten wo John Travolta noch ne ganz große Tanznummer war! Der rotglänzende Kellner nahm unsere Bestellung entgegen und verschwand tanzender Weise in die Küche (nein, er hat natürlich nicht getanzt, aber ich hänge gedanklich gerade noch bei John Travolta)!
Das Essen war dann in der Tat echt in Ordnung, zumindest war es das so lange, bis ich mir eine grüne Bohne in den Mund schob, wobei ich dachte es wäre eine, es aber in Wirklichkeit eine getarnte fiese scharfe Peperoni im Bohnenkostüm war!!!
Ich dachte ich ersticke gleich! Mein gesamter Schluckvorgang schien lahm gelegt! Mir schossen sofort die Tränen in die Augen, aber ich wollte mir vor den 3 Männern, die mich zum Essen begleiteten, nun auch nicht die Blöße geben, die Peperoni-Bohne wieder auf den Teller zu spucken!
Also kaute ich tapfer weiter und mangels nicht vorhandenem Brot schaufelte ich danach ein gefühltes halbes Kilo Reis in mich hinein in der Hoffnung es würde dann weniger brennen im Hals!
Nun ja, eine halbe Stunde später brannte es nur noch halb so schlimm und von der Zunge war, nach 2 Stunden, auch nur noch die Spitze taub - das wird schon wieder!
Zum Ende des Essens wurde ein Teller mit, zu einem Trichter geformten, grünen Blättern gereicht!
Fragend blickte ich die Herren an und erhielt die Auskunft "These are mouth freshner! You have to chew them like chewing gum! Try!"
Ich schüttelte mit dem Kopf und lehnte dankend ab. Natürlich wollte man das nicht einfach so hinnehmen und legte nach:"You have to try Mam, please! I will take a tissue, if you don't like you can throw it out!"
Andere Länder.....andere Sitten - wenn ich auf Reisen bin, versuche ich immer mich auf die Kultur einzulassen. Ob das nun bedeutet mit einem Chinesen Rotwein auf ex trinken zu müssen (so geschehen dieses Jahr im Mai) oder ein harmlos aussehendes, grünes Blatt, gefüllt mit Gewürzen zu kauen, ich probiere es zumindest aus. Also biss ich tapfer in den Blätterkelch und verlangte binnen einer Sekunde nach dem zuvor angebotenem Taschentuch, dieser Gewürzexplosion waren meine taube Zunge und mein immer noch brennender Hals dann doch nicht gewachsen!
Da ziehe ich doch lieber das gute alte Kaugummi vor!
Um 16 Uhr ging es dann mit demselben Flieger zurück nach Dhaka. Dort erwartete uns dann schon der Fahrer und die Tochter meines Begleiters, sowie 30 "andere" Mitfahrer im Auto. Bei den 30 "anderen" Mitfahrern, handelte es sich um nichts geringeres als Moskitos. Dank Tochter ging es mit flotter indischer Techno Musik im Moskitomobil vorwärts, wobei der Verkehr nur halb so flott war wie die Musik. Eine Stunde später erreichten die, inzwischen vollgesogenen, glücklichen Moskitos und die nun etwas blutärmere Nadine das Hotel!
Seitdem liege ich erschlagen auf dem Hotelbett und freue mich nun wahnsinnig auf daheim, auf saubere Luft, ruhige Strassen ohne ständiges Gehupe und vor allem auf Grünkohl mit Kassler und Kohlwurst, was ich unbedingt in dieser Woche essen muss, da ich während meines Aufenthaltes hier, nahezu wahnsinnige Gelüste darauf entwickelt habe ;-)!
Bis bald und liebe Grüße

Eure Nadine



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