4. Etappe: Bispingen - Wietzendorf, geplante 30km




Die Blattschneiderameise trägt das 70! fache ihres Körpergewichtes!
Das bedeutet so viel wie ich müsste 4.410kg tragen (ja, nun könnt ihr alle mal rechnen wie viel ich wiege ;-)!). Bei 4.410 kg auf dem Rücken lieg ich aber platt wie ne Flunder da drunter.
Wie komme ich nun wieder auf die Ameisengeschichte?
Nun ja, welcher Freggel hat eigentlich  die These aufgestellt, dass man sich nach ein paar Tagen eingewandert hätte und die Knochen etc sich dran gewöhnen würden?
Oder gilt das nur für Sportler und nicht für den Ottonormalverbraucher? Dann sollte man das, dass nächste mal dazu sagen, bevor sich Menschen wie ich, der Hoffnung hingeben, die Schmerzen würden mit der Zeit nachlassen. Dem ist nämlich nicht so! Und um uns bzw mich zu motivieren, hat Papa heute die Blattschneiderameise erwähnt.
Das hat mich natürlich schon beeindruckt, dass so ein kleines Insekt so viel schleppen kann und immer wenn ich jammern wollte, dass mir dieses oder jenes weh tun würde, habe ich an die kleine Ameise gedacht und nichts gesagt.
Nun will ich aber mal von vorne anfangen.
Ich hatte eine wirklich schlimme Nacht!
Das Hotel in dem wir gewohnt haben, wurde von Hottentotten geführt.
Ich nenne es hier namentliche nicht, da ich mit meinem Blog keinen Ärger bekommen möchte, wer es wissen möchte und meine Emailadresse hat, kann gerne fragen.
Dem Namen des Hotels nach, würde man im Leben nicht darauf kommen, dass es sich hier um eine Absteige handelt.
Als wir gestern dort ankamen, waren unsere Zimmer noch nicht fertig, aber das fand ich, in Anbetracht der Uhrzeit, noch nicht mal so schlimm.
Ich habe ein Zimmer bekommen, welches direkt neben der Wohnung, der Hotelier Familie lag.
Um 1.26 Uhr hat diese wohl Feierabend machen können, denn das war die Uhrzeit, zu der sie sehr geräuschvoll ihre Wohnungstür schlossen und meine Nachtruhe endete. Ich weiß nicht ob die Wände aus Pappe waren, oder ob diese Menschen sich einfach nur gerne in unsäglicher Lautstärke unterhalten, aber ich verstand jedes Wort: "Was für ein Tag! Hast Du diese und jenes gemacht? Blablabla..."
Wenn du weißt, das du am nächsten Tag eine anstrengende Tour vor dir hast, die Du möglichst ausgeruht gehen solltest, dann brauchst du deinen Schlaf!
Und sie redeten und redeten und dann trat anstelle der Stimmen plötzlich eine Art dumpfes Klopfen.
So ging das bis um 2 Uhr und ich schwöre, wäre es eine Sekunde länger gegangen, dann hätte ich bei denen im Pyama vor der Tür gestanden und gefragt ob ihnen der Helm brennt!
Ich fiel irgendwann in einen unruhigen Schlaf und um 6.15 Uhr wachte ich mit Bauchweh auf.
Mein Körper wollte offenbar revoltieren gegen die Strapazen!
Aber ich glaube das ist ganz normal, wenn man Ausdauersport betreibt und das hier ist ja so ähnlich.
Frühstück gab es leider erst um 8 Uhr und ohne Frühstück können wir auch unmöglich los wandern, zumal Papa Diabetiker ist und somit auf feste Mahlzeiten angewiesen.
So starteten wir heute erst um 8.30 Uhr.
Ich gebe zu, ich hatte wirklich Bammel vor diesen 30 Kilometern die wir wandern wollten.
Das versuchte ich aber zu verdrängen und einfach zu wandern.
Meine IPhone Wetter App war heute sehr zuverlässig: pünktlich um 9.15 Uhr begann es zu nieseln, später wurde richtiger Regen daraus.
Und es hörte zwischendrin nur kurz auf.
Beständiger Regen nervt und schlägt aufs Gemüt, kommt auch noch Wind von der Seite und haut dir die Tropfen ins Ohr, dann reicht es auch irgendwann mal!
Kurzum, wir waren leicht genervt, versuchten aber immer wieder uns gegenseitig zu motivieren, was auch gut gelang.
5km vor dem Ziel, machten wir unsere 3. Pause und Papa schaute nochmal auf die Karte. Mir brannten schon wieder die Füße und ich spürte meine Oberschenkel (den blöden Po erwähne ich schon gar nicht mehr!).
Nach ausgiebigem studieren der Karte, schlug er mir vor, eine Abkürzung zu gehen, die einen Kilometer spart. 
Erst sträubte ich mich, da ich mir fest vorgenommen hatte die 30km heute zu schaffen.
Ein paar Minuten später ließ ich mich doch breit schlagen.
Wären wir bloß diese "Abkürzung" nicht gegangen! Die entpuppte sich nämlich nach 2km als Sackgasse und so mussten wir noch einen Bogen gehen, uns am Maisfeld vorbei schlagen bis wir endlich am Zielort Wietzendorf ankamen.
Wietzendorf ist allerdings groß und der Heidschnuckenweg wäre ca. 500 Meter vor unserem Hotel rausgekommen, wohingegen wir nun am Ortsanfang gelandet waren und noch 1,5km laufen mussten.
Ich bin auf den letzten hundert Metern mehr und mehr zurück gefallen und habe leise lauter böse Sachen vor mich hin gemurmelt.
Um 17.45 Uhr erreichten wir total geplättet das Hotel.
Ein freundliches, junges Mädchen brachte uns zu unseren Zimmern. Meins schloss sie als erstes auf und ich sah es sofort: es war nicht fertig, die Betten waren nicht gemacht!
Völlig verdattert sagte sie:"das gibt es doch nicht!" und schloss Papas Zimmer auf mit dem gleichen Ergebnis.
Sie schloss noch 2 andere auf, aber es war überall das selbe Spiel.
Wir sind hier in einem 3 Sterne Hotel und man kann definitiv erwarten das um 18 Uhr die Zimmer fertig sind.
Uns steckten 31km in den Knochen, wir waren trotz Regenponchos stellenweise nass und wollten einfach nur duschen und dann so ein Desaster.
Sie holte den Chef und nun wurden alle Zimmer aufgeschlossen und nur eins war fertig.
Ich wollte das Papa es nimmt, aber er flippte gepflegt aus, ging in ein ungemachtes Zimmer und sagte es sei ihm jetzt scheißegal er wolle auf der Stelle duschen. Der Hotelchef entschuldigte sich, aber wenn Papa erstmal explodiert dann kann ihn so schnell keiner von der Palme holen.
Papa ging also duschen und ich sprach in Ruhe mit dem Hotelchef und sagte ihm das es ein Unding sei, dass die Zimmer um 18 Uhr noch nicht fertig sind und er sich mal eine Entschädigung für uns überlegen sollte.
5 Minuten später stand er bei mir vor der Tür und entschuldigte sich in aller Form, dass ganze sei ihm höchst unangenehm und er verstünde die Welt nicht mehr, da die Zimmer als fertig gemeldet worden waren.
Er sagte wir seien heute Abend seine Gäste und können Essen und trinken so viel wir wollen.
Das Essen war fabelhaft, eine wirklich ausgezeichnete Küche und alles auch sehr liebevoll arrangiert.
Alkohol trinken wir die ganze Zeit so gut wie gar nicht und da bildete auch der heutige Tag keine Ausnahme.
Wir wollen ja schließlich noch weiter wandern.
Für morgen sind 21km geplant ohne das wir was gekürzt haben!
Heute hatten wir ja übrigens schon Bergfest und mit dem heutigen Tag sind wir 98km zu Fuß gegangen!
An dieser Stelle möchte ich einmal "Danke" sagen und zwar an Alle, die mich bisher so lieb motiviert haben, über whats App, Voice Mails, Facebook etc.
Vielen lieben Dank!
Ihr glaubt gar nicht wie sehr mir das an manchen Punkten hilft!
Jetzt muss ich dringend meine müden Knochen schlafen legen - ich hoffe auf eine ruhige Nacht.

Liebe Grüsse

Nadine 


Kommentare

  1. Du hälst Dein Wort, was Du mit Deinem Profil auf deinen Blog versprichst ! Stets lustige und mitfühlende Reiseberichte ! Einfach toll ! Weiter so !!!

    Liebe Grüße
    Yvi

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