Memminger Hütte - Zams


Was für eine Nacht! Die Memminger Hütte war kein Vergleich zur Kemptner Hütte. Zwar ist sie spektakulärer gelegen und man hat sehr gute Chancen Murmeltiere und Steinböcke zu beobachten, aber ansonsten ist es da einfach nur laut und überfüllt. Um halb elf lärmten noch irgendwelche Wanderer herum. Geschlafen habe ich sehr wenig. 
 Ich hatte den Superschnarcher im Zimmer, den ich trotz Oropax noch hören konnte. Die Aufregung vor dem nächsten Wandertag tat dann ihr Übriges dazu.
Um 5 Uhr stand ich somit auf und machte mich fertig. Um 6 Uhr gab es Frühstück. Ich trank einen Tee und schmierte mir die Brote für später. Essen konnte ich nichts und das war auch definitiv besser so!
Um 6:40 Uhr verließ ich die Hütte.

Ich war froh um meine Handschuhe, denn draußen war es ziemlich feucht-kalt. Es hatte über Nacht geregnet und es nieselte immer noch leicht als ich losmarschierte. 
Ich wusste, dass der Aufstieg über die Seescharte (2.599m) heute nicht ganz ohne war.  Und irgendwie war ich sehr dankbar über die Wolken, durch die ich ging. So konnte ich immer nur die nächsten 50 Meter erkennen.

Obwohl ich mich ja noch gar nicht so hoch befinde, hatte ich schon wieder Probleme mit meiner Atmung (wie damals bei der Zugspitze).
Dies zwang mich immer wieder zu kurzen Pausen. Irgendwann fing es dann auch noch zu regnen an und das erschwerte mir den Aufstieg umso mehr. 
Nachdem ich schon 1 Std 30 Minuten unterwegs war, sah ich eine junge Frau den Berg raufkommen.
Sie ging recht zügig. Ich wartete, damit sie überholen konnte. Direkt hinter mir stoppte sie aber und sagte „Ich geh hinter dir!“ Ich:“Das ist glaube ich keine gute Idee, du bist viel schneller als ich, ich halte dich auf!“ Daraufhin erwiderte Sie, dass Sie noch nie so eine Bergtour über Geröll und Schutt gemacht hatte und Sie sich sicherer hinter mir fühlen würde und es ihr so gar nichts ausmacht das ich langsamer war als sie.
Ich wollte ihr nicht den Mut nehmen und ihr sagen, dass ich auch kein Experte für Übergänge über Geröll und Schutt bin. So stapften wir also zu zweit den schmalen Pfad entlang. Rechts von uns ging es steil hinunter und auf dem Schutt rutschte man immer mal wieder leicht nach hinten. 
Kurz vor der Überquerung der Seescharte kam der Teil mit den Stahlseilen. Ich machte mir Mut, dachte daran das meine Freundin Silke das hier auch geschafft hat und das die Kampenwand schlimmer war. Nur war da das Seil nicht nass und arschkalt! Zum Glück hatte ich meine Handschuh an. Ich hatte etwas zu tun mich mit Rucksack darüber zu kämpfen und auf der anderen Seite mit Stahlseil wieder runter! Umso glücklicher war ich, als ich es geschafft hatte! 
Da habe ich dann erstmal gefrühstückt. Die junge Frau ist weitergezogen, Sie macht die Tour übrigens auch alleine! 
Ich habe bis da oben 2 Stunden gebraucht. In meinem Outdoor Führer steht 1 Std 30 und die Gruppentouren sind heute morgen vor mir gestartet und waren auch nicht mehr zu sehen. Mir wären diese geführten Touren eindeutig zu stressig. Ich habe den Eindruck alles muss da schnell gehen! Wo bleibt denn da die Zeit, um die Natur zu genießen? 
Die bleiben kaum stehen um zu fotografieren.
Wie ich so darüber nachdachte, fiel mir ein Lied von Reinhard Mey ein „alle rennen“! In dem Lied geht es darum, dass alle ständig irgendwas schnell tun müssen, selbst in ihrer Freizeit! Er singt dann „und ich, ich möchte einfach nur im Gras rumsitzen, die Ameise den Krümel tragen sehen!“ Ja, dachte ich mir, dass passt. Ich möchte einfach nur die Natur und die Bewegung genießen und nicht irgendwohin hetzen. Die Hütte oder das Hotel steht ja auch noch Abends da! 
Schönes Lied übrigens, da steckt die reine Wahrheit drin. 
Nachdem Frühstück machte ich mich an den langen Abstieg. 1850hm so stand es im Buch. Auch hier musste ich mich erstmal über nasses Geröll und Felsen kämpfen. Das verlangte mir alles an Konzentration ab. Nach einer Weile überholten mich zwei Männer, so um die 30. Sie rannten wortwörtlich den Berg runter! Ich konnte gerade noch „Guten Morgen“ sagen, da waren Sie auch schon vorbei. Weitere 20 Minuten später kamen Sie mir wieder entgegen. Ich fragte, ob Sie oben was vergessen hätten. Der eine erwiderte lachend, Sie wären nochmal zurückgekommen um mir Hallo zu sagen! Natürlich war das nicht der Fall - hätte ich aber super nett gefunden ;-)! Sie waren falsch abgebogen und ich meinte, wären Sie nicht so gerannt, wäre das nicht passiert. Da gaben Sie mir recht.
Wir wünschten uns noch einen schönen Tag und weiter ging es. 
Ich hielt immer wieder nach Steinböcken Ausschau, habe aber keine gesehen. Das hat mich etwas traurig gemacht, da fast alle, gestern an der Memminger Hütte, welche gesehen haben und ich hab sie verpasst :-(!
Na ja, vielleicht begegnen mir ja noch welche woanders! 
An der Oberjochalm machte ich meine zweite Pause. Leider war die Alm nicht bewirtschaftet und ich konnte meine Wasserflaschen nicht auffüllen. Auf einem Schild stand aber das die Unterjochalm geöffnet sei. 
Der Himmel klarte sich nach und nach auf und die Sonne kam raus. Ich wusste, dass ich erst einen Teil des Abstiegs hinter mir hatte. Hätte ich da gewusst, was noch alles auf mich zu kommt, hätte ich mich wahrscheinlich dort in meinen Biwaksack gelegt! Ich machte mich auf den Weg zur Unterjochalm. 


Dieser Teil der Strecke gefiel mir am besten. Es ging leicht bergauf und bergab, über grüne Almwiesen und  malerischen Lärchenbäumen vorbei. Auf der Unterjochalm angekommen durfte ich feststellen, dass auch diese nicht bewirtschaftet wurde. Nun wurde es eng mit Wasser und ich hatte noch 3 Stunden Abstieg vor mir und die Sonne brannte (die Füße und die Knie übrigens mittlerweile auch!). 
Der Weg wechselte vom schönen Almtal in einen steilen, eng an den Fels geschlagenen Pfad. Zwischendrin gab es immer wieder Passagen mit Geröll und Fels. Schnell kam ich nicht voran. Irgendwann erschien dann Zams im Blickfeld und ich wünschte mir sehnlichst einen Paraglide Schirm! 
Es wollte und wollte einfach nicht dichter kommen. Ich hatte mittlerweile echte Bedenken, ob ich es ohne Wasser, überhaupt bis nach unten schaffen würde! 
So hielt ich mal wieder Zwiesprache mit dem lieben Gott und wünschte mir Wasser! 
Eine halbe Stunde später, begegneten mir wieder zwei junge Männer. Diesmal mit voller Bergausrüstung, die sie gerade dabei waren zusammen zu packen. Sie hatten sich über die Steilwand nach oben gekämpft (muss man auch mögen!).
Wir kamen ins Gespräch bzw. war einer von ihnen gleich mal frech und meinte, da würde seine Oma ja schneller den Berg runter gehen :D! Ich erklärte, wo ich heute gestartet bin und wieviel Höhenmeter schon hinter mir lagen und das ich zudem kein Wasser mehr hätte und ich mich gleich in meinen Biwaksack lege, wenn das so weitergeht! Sofort gab mir einer seine Trinkflasche! In der Not hilft der liebe Gott doch immer! 
Wir plauderten noch kurz und einer bot sogar an, mir meinen Rucksack nach unten zu tragen, aber ich lehnte dankend ab! Die Jungs brauchten 30 Minuten für den Abstieg. Ich eine Stunde (die Knie!).
In Zams angekommen, schaute ich, welche Hotels es so gab. Hier hatte ich nichts gebucht! 
Meine Uhr zeigte mir an, dass ich 610hm Aufstieg gemeistert hatte und 2055hm Abstieg! Und so fühlte ich mich auch! 
Da beschloss ich, es mir heute mal gut gehen zu lassen. Nach den einfachen Hütten und Berggasthöfen, bin ich heute in einem 4 Sterne Hotel! Ich war mit meinen müden Knochen schwimmen und habe mir dann sogar noch eine Badewanne gegönnt! Einen Teller Spaghetti und einen frischen Salat und das alles gibt mir das Gefühl ich hätte im Lotto gewonnen! 
Ich freue mich heute auf ruhigen Schlaf! 
Da ich zum ersten Mal seit Tagen wieder WLAN habe, konnte ich nun auch das Wetter prüfen. Leider musste ich feststellen, dass genau an den Tagen, wo ich die Braunschweiger und die Martin Busch Hütte geplant habe, dort Schneefall angesagt ist :-(! 
Sollte das der Fall sein, werde ich die Tour abbrechen müssen. Ich werde keine hochalpine Tour im Schnee machen! Das steht für mich ganz klar fest! Dafür besitze ich zu wenig Bergerfahrung   und ich habe auch keine Steigeisen für meine Schuhe mit! 
In Gefahr begeben möchte ich mich nicht.
Sinn dieser Tour ist, zum einen den Kopf frei zu bekommen und zum anderen das tolle Panorama zu genießen! 
Wir werden also sehen, wie sich das Wetter wirklich entwickelt. Vielleicht plane ich tourentechnisch auch noch was um. Mir scheint da eh ein Fehler unterlaufen zu sein, bei der 31km Tour, da dort entschieden zu viele Höhenmeter mit dabei sind.
Morgen geht es erstmal auf die Venet Gipfelhütte. Fieser Weise liegt mein Hotel gleich neben der Gondelbahn zu dieser Hütte :D ... die ich selbstverständlich nicht nehmen werde! 
Bis morgen! 

Liebe Grüße


Eure Nadine 

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