Wenns - Mandarfen


Freunde! Was für eine Tour heute! 
Um 7:30 Uhr bin ich gestartet. Ich freute mich darauf, meine neuen Schuhe einzuwandern! 
Der Himmel war mit lockeren Wolken bedeckt, aber es war trocken. Los ging es durch den Ort Wenns. Nach kurzer Zeit ging es ab in den Wald. Die Strecke war eigentlich recht schön, idyllisch, ruhig. Links und rechts vom kleinen Waldpfad war der Boden mit grünem Moos bedeckt.
Ich kam nur leider nicht so schnell voran, da es über Baumwurzeln, nasse Steine, Matsch, bergauf und bergab ging. Dieser Teil der Strecke war landschaftlich heute für mich der schönste, er hatte nur einen ganz großen Haken. Alle 2 Minuten hatte ich Spinnweben im Gesicht (daran merkt man, das alle anderen den Bus nehmen!).
Ich war nach einer Stunde so genervt davon und als ich dann auch noch einen 8-beinigen, haarigen Begleiter auf meiner Jacke fand (Foto Facebook und nächste Woche hier), der offensichtlich mit über die Alpen wollte, war ich froh, als es endlich raus ging aus dem Wald! 

Keine Sorge, der 8-beinige Kollege hat überlebt, aber mit nach Italien nehme ich ihn nicht. 
Weiter ging es, entlang an der Pitze. Es ging immer wieder steil bergauf und ich war dankbar um die Wolkendecke, die es der Sonne heute unmöglich machte durchzukommen. So konnte ich die ganze Zeit im Schatten wandern.
Nach 15 Kilometern machte ich Pause, da war es 12:30 Uhr. Ich war gut vorwärts gekommen und beschloss zu dem Zeitpunkt, definitiv den kompletten Weg zu Fuß zu laufen und nicht den Bus zu nehmen. 
Nach einer halben Stunde Pause wanderte ich weiter und kam 30 Minuten später an ein uriges, altes Steinhäuschen mit roten Fensterläden. Draußen, vor dem Haus, auf dem Weg, hatten die Besitzer dieses Hauses eine Art kleinen Tresen aufgebaut. Dort hingen kleine Stamperl und eine Flasche Williams-Christ Schnaps, sowie eine kleine Kasse.
Nun bin ich gar kein Schnapstrinker, aber nachdem, was ich die letzten Tage an Strecke zurückgelegt habe und da ich die Idee so urig fand, dachte ich mir „einen gönnst du dir!“.
Gehört ja auch irgendwie zum wandern dazu! Ich zahlte meinen Betrag und trank den Schnaps (brrr ;-) ). 
Dann ging es weiter und was soll ich sagen, der Willi hat mich nicht wirklich schneller gemacht...im Gegenteil. Ich war die nächste Stunde echt langsam unterwegs. 
Der Himmel zog sich nun nach und nach bedenklich zu. Ich prüfte über Google Maps, wie weit ich es noch hatte. Google sagte 9,1km! Hurra, dachte ich, das ist ja zu schaffen. 3 Minuten später traf ich auf einen Jäger, der mich fragte, wo ich hinwolle. Ich nannte ihm mein Ziel und sagte, dass es ja nur noch 9km wären, er schüttelte den Kopf und sagte „13km“ (Mist! An der Straße lang wären es 9 gewesen, aber da konnte ich ja nicht gehen!). 
Also gab ich Gas! Leider nützte das nichts. Ab Kilometer 6 fing es an zu tröpfeln, ab Kilometer 5 fiel sinntflutartiger Regen! Meine Hose war binnen einer Minute durch. Das ging so schnell, ich konnte gar nichts tun. Die letzte Bushaltestelle hatte ich auch verpasst, zudem wusste ich auch nicht, wie lange ich auf den nächsten Bus, in nassen Klamotten, hätte warten müssen. Also Zähne zusammen beißen und 5 Kilometer durch den Regen stapfen. Meine Hände waren irgendwann so klamm, ich konnte die Finger kaum noch bewegen! 
Ich motivierte mich immer wieder damit, indem ich an die beiden älteren Damen von gestern dachte und ihre Taschenlampen-Aktion! Und es hätte ja auch schlimmer kommen können: wenigstens gewitterte es nicht, oder schneite! 
Nach einer Ewigkeit kam mein Hotel in Sicht. Ich muss dazu sagen, dass ich heute gar nicht in Mittelberg schlafe, da Mittelberg für mich nichts mehr zum schlafen hatte! 
Nun bin ich 1,5km vor Mittelberg in Mandarfen gelandet, in einem mega Hotel! 
Aber erstmal weiter im Text. Ich sah das Hotel und war erleichtert. Vor dem Hotel angekommen (16:30 Uhr!), suchte ich verzweifelt nach dem Eingang. Ich lief hin und her, kreuz und quer und landete plötzlich auf dem Ruhegelände vom Wellness-Bereich. Die Leute, die im Wintergarten, in ihren Bademänteln lagen, guckten komisch, auf die umherirrende, triefend-nasse, Wanderin. Mir war mittlerweile so kalt, dass mir nun alles egal war. Ich sah, dass die Restauranttür zur Terrasse offen stand. Ich stellte mich vor die geöffnete Tür, reingehen traute ich mich nicht, ich tropfte nur so vor mich hin, und versuchte mich bemerkbar zu machen. Im Restaurant waren zum Glück keine Gäste! Aber Mitarbeiter, die das Buffet vorbereiteten. Nachdem auf meine ersten „Hallos“ keiner reagierte, rief ich nun lauter und energischer und winkte dabei auch noch! Hat funktioniert ;-)! 
Ich kam mir ziemlich dusselig vor, mitzuteilen, dass ich zu blöd war, um den Hoteleingang zu finden (aber hey, zu meiner Verteidigung sei gesagt: ich hatte über 30km hinter mir, war nass bis auf die Knochen und fror unendlich, da kann sowas mal passieren!).
Die Mitarbeiter waren total freundlich und obwohl ich vehement ablehnte, durch das Restaurant das Hotel zu betreten, ließen sie sich nicht beirren und baten mich herein.
Hinter mir konnte man danach zumindest gleich aufwischen. So stand ich tropfend vor der Rezeption und die nette Dame dort entschuldigte sich bei mir (weil ich den Eingang nicht gefunden habe! Dabei habe ich mich 1000 Mal entschuldigt.) und bot mir einen Prosecco aufs Haus an. Aufgrund dieser unfassbaren Nettigkeit, hätte ich fast geweint.
Sie zeigte mir mein Zimmer und nach einer warmen Dusche, genehmigte ich mir tatsächlich einen Prosecco. Mein Orientierungssinn funktioniert nun auch wieder einwandfrei. Den Weg ins Restaurant habe ich ohne weitere Erklärung gefunden ;-)!
Nun werde ich versuchen meine Sachen noch ein bisschen trocken zu föhnen! Die einzigen Körperteile, die nicht nass waren, waren tatsächlich die Füße!!! Den neuen Schuhen sei dank! Mit den anderen wären auch die pitschnass gewesen! 
Für die nächsten zwei Tage werde ich mich mal wieder aus der Zivilisation verabschieden! Vor mir liegen nun die zwei anspruchsvollsten Etappen! Morgen geht es zur Braunschweiger Hütte und übermorgen kommt der schwierigste Part zur Martin Busch Hütte! Denkt an mich und haltet mir die Daumen! 
Die Braunschweiger Hütte liegt auf 2.759m Höhe und ich bin gespannt, ob ich da überhaupt ein Auge zubekomme. Mit Höhen Akklimatisation habe ich ja bekanntlich meine Schwierigkeiten! Ihr werdet von mir hören, sobald ich wieder Netz habe! 

Viele liebe Grüße 


Eure Nadine 

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